die königin von alleinia

In meinem Land kann man durch Fleiß, Können, Engagement und Ehrlichkeit die höchsten Ämter erreichen. Mein Land ist nämlich eine Insel der Seligen.“ Das ist der Schlusssatz des Märchens von Maria F. über Maria F. im Buch „Politiker erzählen Märchen“ aus dem Jahr 1993. 17 Jahre später ist gleiche Maria F. letztverantwortlich für die Abschiebung der fleißigen, begabten, engagierten und ehrlichen Arigona Zogaj. Heide Schmidt hat sich leider getäuscht, wenn es in ihrem Märchen heißt, 10 Jahre später erwarte uns eine „offene Gesellschaft“, in der sich die Einwanderungsregelungen nach freien Arbeitsplätzen in verschiedenen Branchen richten und Kriminalität „nicht mehr als Ausrede für Ersatz-Vergeltungsmaßnahmen“ herhalten müsse. 2010 ist das Gegenteil der Fall. Fleiß, Können, Engagment und Ehrlichkeit nützen überhaupt nichts, wenn man im falschen Land geboren wurde.

Dabei ist die Märchen-Maria der richtigen Arigona gar nicht unähnlich. „Es war einmal ein hübsches und tüchtiges Mädchen aus der Provinz“, schreibt Maria F. über Maria F., sie sei „vorlaut und aufmüpfig“ und „sehr, sehr flink und fleißig“. Schließlich erzählt die Märchen-Maria als Ministerin dem japanischen König, dass ihr Erfolg nichts mit ihren Eltern zu tun habe, weil die „einfache Steinklopfer“ sind. Eigenartig nur, dass der F.’sche Familienbetrieb 180 MitarbeiterInnen hat und letztes Jahr 7 Mio. Euro Umsatz erzielt hat.

Andere PolitikerInnen erzählen 1993 übrigens auch Märchen. Vizekanzler Busek erzählt von tschechischen DissidentInnen, die heutige Parlamentspräsidentin Prammer von benachteiligten Königstöchtern, BAWAG-Retter Nowotny von einer Ärztin aus einem ArbeiterInnen-Elternhaus und Grünen-Chefin Petrovic von der Rettung eines Baums. Um die Dorfbelebung geht’s mit dem sinnigen Nachsatz, er möge nur Märchen, die er auch erfüllen kann bei Niederösterreichs Landeshauptmann Pröll. Zur Protagonistin ihres Märchens macht sich aber nur Maria F.

„Der König von Alleinia“ heißt das Märchen von Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl, das klingt, als hätte er es für die Maria F. von 2010 geschrieben. Denn dem König kann in seinem Land leider niemand den prächtigen Palast bauen, den er gerne hätte. Ein Vogel zwitschert ihm deshalb: „Du jammerst wegen schöner Vögeln, die Dir wegfliegen und Palästen, die Dir niemand baut, aber ist das verwunderlich? Du läßt ja niemanden hinein in Dein Königreich. Da draußen, fern von den Grenzen Deines Reiches, leben auch Menschen und ich sah sie Häuser und Paläste bauen, schöner und größer, wie Du es Dir je vorstellen könntest. Du hast zwar viel Gold und Land, aber keine Leute, die Dir einen Palast bauen könnten. Warum durchbrichst Du die Mauern um dein Reich nicht und läßt zu, daß dein Traum erfüllt wird?

Ein Gedanke zu „die königin von alleinia

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